Die Wiener Gallerie Ho stellt seit 17. Februar Werke des umstrittenen Graffiti-Sprayers Puber aus. Mit seinem neuen Video „Mein Kampf Vol. 1“ provoziert er gewohnt berechenbar.
Kaum zu übersäen
Der Schweizer erlangte über die Landesgrenzen hinaus Bekanntheit im Jahr 2014, als er wegen schwerer Sachbeschädigung verurteilt wurde. Innerhalb kürzester Zeit übersäte er die ganze Stadt mit seinem Tag (Signaturkürzel). Das Gericht erklärte ihn in mehr als 100 Fällen für schuldig seinen Schriftzug an Häuserwände geschmiert zu haben.„Ich entschuldige mich dafür, dass ich mich zu solch einem Blödsinn verleiten habe lassen“, beendete er sein Schluss-Plädoyer damals.
Wir scheißen auf eure Gesetze
Nun schlägt der 30-jährige Schweizer wieder andere Töne an. Gleich zu Beginn seines neuen Videos heißt es: „Wir scheißen auf eure Gesetze. Wir lachen über eure Polizei. Und wir ficken alle eure Mädchen.“ Der rund zwanzigminütige Film zeigt den vermummten Sprayer bei seinem Schaffen: also beim illegalen Anbringen seines Tags (Signaturkürzel) in den Straßen Wiens. Höhepunkt des Videos ist ein kurzer Auszug aus der großartigen Dokumentation „Style Wars“ aus dem Jahr 1983 über Tagger in New York.
(Not) part of your Society
Seine Werke in der Ausstellung kommen weitgehend ohne schrille Töne aus. Sein gesellschaftskritischer Anspruch wirkt allerdings auch hier etwas bemüht. „Not part of your society“ ist unter anderem auf einem der Bilder zu lesen. Für jemanden, der seine Bilder um tausende Euro in einer Wiener Innenstadt-Galerie verkauft, eine eher unglaubwürdige Botschaft.

Vom Schwein zum Schinken
Mit dieser Ausstellung steht Puber nicht mehr in einer Tradition mit den Pionieren des Taggens, wie etwa Taki 183. Der Grieche schrieb bereits in den 1960er Jahren in New York sein Kürzel an sämtliche Wände der Stadt. Dass die Wandlung Pubers eine bewusste Entscheidung war, lässt ein anderes Bild der Ausstellung vermuten. „Die Schweine von heute sind auch die Schinken von morgen“ steht da geschrieben.

Puber überall
Die romantische Sehnsucht nach jemandem von der Straße, der gegen das Establishment revoltiert, befriedigt Puber jedenfalls nicht mehr. Puber hat die Seiten gewechselt. Er ist jetzt in der Gesellschaft angekommen. Wer aber glaubt, dass die Fassaden der Stadt deswegen vor Puber-Tags sicher sind, dürfte schief gewickelt sein. Vielmehr ist Puber jetzt wirklich überall. Auch in einer Galerie.
Adresse:
Ho-Gallery
Wollzeile 17, 1010 Wien
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10:00-16:00
Eintritt frei